„Nachhaltig sein, bedeutet auch wirtschaftlich erfolgreich sein“
Dr. Dr. Markus Tröltzsch wird mit seinem Bruder Dr. Dr. Matthias Tröltzsch in diesem Jahr als Gastgeber der Sustainability-Stage an AAZ teilnehmen. Als Co-Founder von greenviu sorgen die Zwei dafür, dass Arztpraxen ihren CO2-Abdruck reduzieren können. Lesen Sie im Interview, wie Nachhaltigkeit in Zahnarztpraxen funktionieren kann.
Welche Geschichte steckt hinter greenviu?
Dr. Dr. Markus Tröltzsch: Nachdem mein Bruder und ich die Praxis unseres Vaters übernommen hatten, wollten wir nachhaltiger werden. Wichtig war uns, dass die Qualität unserer Behandlungen und die Hygiene nicht unter Einsparungen leiden. Nach sechs Monaten haben wir aufgegeben, weil wir unserem Ziel nicht nähergekommen wären, ohne Greenwashing betreiben zu müssen. Es ist unglaublich, welche Müllberge wir täglich produziert haben.
Wir brauchten eine Basis, die wir dann mit greenviu geschaffen haben. Inzwischen ist greenviu in 22 Ländern weltweit vertreten und bietet Praxen einen standardisierten Test an, mit dem der jeweilige CO2-Abdruck errechnet werden kann.
Welche Faktoren treiben den CO2-Verbrauch in die Höhe?
Das sind sehr viele Faktoren, die vor allem individuell bewertet werden müssen. Keine Praxis ist wie die andere. Deshalb sehen wir uns auch jede intensiv an. Im Allgemeinen kann man sagen, dass es zwei Treiber gibt: die Ausrichtung der Praxis und die Mobilität. In einer Praxis mit vielen Operationen entstehen 30 bis 40 Prozent der Emissionen durch die Anzahl der Eingriffe. Ungefähr 25 Prozent entstehen vor und nach dem Eingriff - durch die Produktion von Produkten und der späteren Entsorgung dieser.
Auch die Praxis-Lage ist entscheidend: Liegt sie beispielsweise in einem Wohngebiet, so dass sie für viele Patienten fußläufig erreichbar ist, reduziert sich der Verbrauch. Kommen aber alle Mitarbeiter mit dem Auto zur Arbeit, verschlechtert dies die Bilanz.
Wichtig ist: Jede Praxis hat einen individuellen Verbrauch. Es gibt keine pauschale Einordnung. Lösungsansätze reichen vom Energiesparen bis zur Reorganisation von Abläufen. In dem man ein Gesamtkonzept für die Einrichtung entwirft und nach Einsparpotenzialen sucht, beschäftigt man sich auch intensiver mit den Strukturen. Wir haben festgestellt: Nachhaltig sein, bedeutet auch wirtschaftlich erfolgreich sein.
Haben Sie es geschafft, Ihren eigenen Müllberg zu reduzieren?
Er wird kleiner, aber leider viel langsamer, als ich mir das wünsche. Es gibt regulatorische Dinge, an denen ich einfach nichts ändern kann. Einen OP-Kittel oder Handschuhe mehrmals anzuziehen, ist natürlich unmöglich und das will auch keiner.
Ich kann aber andere Dinge verändern. Beispielsweise durch ein gutes Patientenmanagement. Statt drei Operationen bei einem Patienten durchzuführen, versuche ich, alles auf einen Tag zu komprimieren. Statt eine günstige Krone einzusetzen, empfehle ich meinen Patienten ein hochwertiges Produkt, das zwar kostenintensiver, aber langlebiger ist.
Zusammenfassend kann ich sagen: Es ist immer gut, zu wissen, wie sich der CO2-Abdruck der Praxis zusammensetzt. Dann kann man auch gezielt an Lösungen arbeiten. Wie in vielen Dingen ist hier Konsistenz wichtiger als Intensität. Anstatt alles sofort zu ändern, sind kleine Schritte, die dann aber auch optimal funktionieren, wesentlich besser umzusetzen. Und so leiten wir unsere Praxen auch an.
